Wie aus einer Idee eine Marke wurde – die Impibag-Story von Gründerin Tina Glavanovitz
Wer eine Handtasche hat, kennt es: Handy weg, Schlüssel verschwunden, Karten irgendwo zwischen Bonrollen und Lippenstift. Genau dieses Alltagsproblem war der Auslöser für Impibag – eine Marke, die Ordnung in die Handtasche bringen soll. Im Gespräch mit Host Sascha Ladurner erzählt Gründerin und Geschäftsführerin Tina Glavanovitz, wie sie mit 18 gemeinsam mit ihrer Mutter gestartet ist, warum Naivität manchmal ein Vorteil ist und wieso Impibag heute viel mehr Marke als Produkt ist.
Wer die ganze Geschichte direkt aus erster Hand hören möchte, kann den kompletten Podcast mit Sascha Ladurner und Tina Glavanovitz gleich hier im Player anhören.
Gründung mit 18 – wenn eine Lücke im Markt wichtiger ist als Perfektion
Sascha Ladurner stellt im Gespräch gleich zu Beginn die Frage, die wohl viele beschäftigt: Wie gründet man ein Unternehmen, wenn man gerade maturiert hat und noch mitten zwischen Schule und Studium steckt? Tina Glavanovitz erzählt, dass sie 2016 gemeinsam mit ihrer Mutter den Schritt gewagt hat – in einer Branche, die auf den ersten Blick bereits voll von etablierten Handtaschenmarken ist.
Der Auslöser: eine ganz konkrete Alltagssituation. Sie konnte regelmäßig ihr Handy oder ihren Schlüssel nicht finden und stellte fest, dass es keine Tasche gab, die konsequent auf Funktionalität und Ordnung ausgelegt war. Aus dieser Lücke im Markt entstand die erste Version der Impibag – damals noch als Produkt in der bestehenden Merchandising-GmbH der Mutter eingebettet, nicht als eigenes Unternehmen.

„Da hilft es manchmal vielleicht, ein bisschen unwissend oder naiv zu sein – oder einfach zu sagen: Ich probiere das jetzt, weil ich sehe, die Ressourcen habe ich.“
Dabei hilft ihr ein unternehmerischer Background in der Familie. Während andere erst lernen müssen, wie Rechnungswesen, Produktion oder B2B-Geschäft funktionieren, konnte sie auf die Erfahrung ihrer Mutter aufbauen – ein Vorteil, den sie im Gespräch klar benennt, ohne ihn zu romantisieren.
Impibag – eine Handtaschenmarke, die Ordnung ins Alltagchaos bringt
Auf Nachfrage von Sascha Ladurner beschreibt Tina Glavanovitz im Detail, was die Impibag von klassischen Handtaschen unterscheidet. Im Zentrum stehen nicht Trends oder Farben, sondern Funktion: ein eigener Smartphone-Slot in der Mitte, Fächer für Karten und Bargeld, Platz für einen Stift, ein Schlüsselfach und sogar ein Bereich für die Lesebrille. Alles so angelegt, dass die wichtigsten Dinge auf einen Griff erreichbar sind.
Die erste Serie umfasste 50 Stück, verkauft auf einem Markt – ein klassischer, kleiner Testlauf. Die Nachfrage war so hoch, dass Schritt für Schritt nachproduziert wurde. Mit der Zeit wuchsen sowohl das Sortiment als auch der Anspruch an Material, Qualität und Details wie Knöpfe oder Verschlüsse.

Spannend ist auch die Entwicklung: Die erste Version war deutlich kleiner und einfacher, mit weniger Fächern und geringerer Materialqualität. Mit der Zeit wurden Smartphones größer und die Anforderungen der Kundinnen konkreter – darauf hat Impibag reagiert. Die Marke positioniert sich heute bewusst als Kombination aus Funktion und Stil, ergänzt durch Produkte wie die „Office Bag“ für den beruflichen Alltag.
Vom Produkt zur Marke – und was das für Entscheidungen bedeutet
Im weiteren Gespräch hakt Sascha Ladurner bei einem Detail nach: Tina spricht fast durchgehend von „der Marke Impibag“ und weniger von einem einzelnen Produkt. Auf den zweiten Blick zeigt sich, wie stark dieser Perspektivenwechsel ihr Denken geprägt hat.
Am Anfang stand die einzelne Tasche, heute denkt sie in Markenwerten: Funktion, Stil, Alltagstauglichkeit. Das bedeutet auch, nicht jede Marktchance zu nutzen, wenn sie nicht zum Markenkern passt. So erzählt sie, dass nicht jede Kundenidee umgesetzt wird – etwa, wenn ein Design zwar gefragt wäre, aber nicht in den klaren, reduzierten Look von Impibag passt.
„Wir schaffen grundsätzlich Produkte, die einfach gebraucht werden – nicht nur, weil sie schön sind, sondern weil sie im Alltag wirklich funktionieren.“
Dieser Wechsel vom reinen Produktdenken hin zur Marke verändert den Arbeitsalltag. Statt „Was könnten wir noch alles machen?“ lautet die Frage zunehmend: „Passt dieses Produkt zu Impibag – und stärkt es die Marke langfristig?“
Produktion, Qualität und Krisen – warum mehrere Standorte wichtig sind
Als Sascha Ladurner nachfragt, wie man von 50 Stück zu mehreren tausend verkauften Taschen im Jahr kommt, zeichnet sich die zweite große Lernkurve ab: Produktion und Lieferkette. Impibag arbeitet mittlerweile mit mehreren Produktionspartnern – in Polen, Istanbul, Österreich und für bestimmte B2B-Projekte auch in Indien.
Gerade die Covid-Zeit hat gezeigt, wie wichtig diese Diversifizierung ist: Eine Produktion ist damals schlicht ausgefallen, niemand konnte sagen, wann wieder gearbeitet wird. Für eine junge Marke kann das existenzbedrohend sein. Die Lösung war, mehrere verlässliche Partner aufzubauen und bei neuen Modellen oder Editionen klare Anforderungen an Qualität und Verarbeitung zu formulieren.
Tina Glavanovitz betont, wie wichtig es ist, Fragen zu stellen – auch, wenn man sich dabei zunächst uninformiert fühlt.

Einfach fragen, fragen, fragen. Auch wenn man sich blöd vorkommt – sonst stolpert man später über Fehler, die man am Anfang hätte vermeiden können.
B2C trifft B2B – Kooperationen mit Marken wie „Die Presse“ und Austrian Airlines
Besonders interessant im Gespräch ist der Blick auf das Geschäftsmodell. Auf den ersten Blick wirkt Impibag wie eine klassische B2C-Handtaschenmarke für Konsumentinnen. Sascha Ladurner lenkt das Gespräch aber auf den B2B-Bereich, in dem Impibag ebenfalls aktiv ist.
Hier kommen die Merchandising-Erfahrungen der Mutter ins Spiel: Unternehmen wie „Die Presse“, Austrian Airlines oder Banken nutzen die Impibag als gebrandetes Produkt für Kundinnen und Kund:innen. Die Marke bleibt erkennbar, wird aber mit dem Corporate Design des jeweiligen Partners kombiniert.
Dieses B2B-Standbein erweitert das Geschäftsmodell, sorgt für zusätzliche Reichweite und zeigt, wie sich ein auf den ersten Blick „klassisches Modeaccessoire“ in neue Kontexte übertragen lässt – ein starkes Beispiel für unternehmerische Kreativität im österreichischen Mittelstand.
Internationalisierung, Versandkosten und der Blick nach vorne
Gegen Ende des Gesprächs lenkt Sascha Ladurner den Blick auf die Zukunft: Wo steht Impibag in ein paar Jahren? Heute liegen die Kernmärkte in Österreich und Deutschland. Internationaler Versand – etwa nach Italien, Frankreich oder in die nordischen Länder – ist technisch möglich, aber durch hohe Lieferkosten und begrenzte Ressourcen eine laufende Herausforderung.
Statt unkontrolliert in alle Richtungen zu expandieren, tastet sich die Marke strukturiert vor: Kooperationen mit Partnerinnen in anderen Ländern, Tests in ausgewählten Märkten, stetige Anpassung des Marketings. Ein Gespräch mit einer Freundin in Spanien, die den dortigen Markt aufbauen möchte, zeigt, wohin die Reise gehen kann – allerdings ohne den Anspruch, „auf Knopfdruck“ global zu werden. Verkaufen möchte Tina Glavanovitz die Marke aktuell nicht.
Zu groß sei das Potenzial, das noch in neuen Produkten rund um funktionale, stilvolle Taschen steckt. Ein Exit ist eher Option als Ziel – und würde nur dann Sinn ergeben, wenn Marke und Wertschöpfung ein entsprechendes Niveau erreicht haben.
Was andere Gründerinnen und Gründer aus der Impibag-Story mitnehmen können
Sascha Ladurner fasst gegen Ende des Podcasts die Essenz des Gesprächs zusammen: Impibag ist ein Beispiel dafür, wie man mit einer klaren Alltagsbeobachtung startet, sich Wissen Schritt für Schritt aneignet und dabei offen bleibt für Kooperationen und neue Geschäftsmodelle.
Die wichtigsten Learnings aus der Geschichte von Tina Glavanovitz:
- Eine Lücke im Alltag kann die Grundlage für ein tragfähiges Geschäftsmodell sein.
- Naivität ist kein Fehler, solange sie mit Lernbereitschaft und dem Mut zum Fragen einhergeht.
- Der Wechsel vom Produkt zur Marke erfordert klare Werte – und die Bereitschaft, „Nein“ zu unpassenden Ideen zu sagen.
- B2B-Kooperationen können ein unerwartet starkes Standbein für ein B2C-Produkt werden.
- Unternehmertum und Studium schließen sich nicht aus – im Gegenteil, sie können sich gegenseitig verstärken.
Wenn Sie tiefer einsteigen möchten, empfehlen wir Ihnen, die ganze Folge als Podcast anzuhören.
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Der Song zum Podcast ist „Not Afraid“ von Eminem.
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