4.12. – Edition Platin

warum Ein Buchverlag im 21. Jahrhundert noch eine gute Idee ist

Kann man im 21. Jahrhundert ernsthaft noch einen neuen Buchverlag gründen – und davon leben? Showhost Sascha Ladurner hat genau darüber mit Thomas Köpf und Alfred Schierer gesprochen, den beiden Köpfen hinter dem unabhängigen Verlag Edition Platin. Es geht um Mut im Buchmarkt, um die Frage, was ein wirklich gutes Buch ausmacht, und darum, warum ein Buch heute ein Luxus der Zeit und eine starke Visitenkarte für Expert:innen sein kann.

Wer das gesamte Gespräch mit allen Anekdoten und Beispielen hören möchte, kann die Podcastfolge mit Sascha Ladurner, Thomas Köpf und Alfred Schiefer direkt im Anschluss an diese Einleitung im Player abspielen.

Wie zwei Profis einen Buchverlag gründen

Gleich zu Beginn stellt Sascha Ladurner die naheliegende Frage: Warum gründet man im digitalen Zeitalter einen neuen Buchverlag, wenn der Buchmarkt ohnehin unter Druck steht?

Thomas Köpf und Alfred Schierer kommen beide aus der klassischen Verlags- und Medienwelt. Sie kennen den Buchmarkt seit vielen Jahren – und haben sich trotzdem bewusst entschieden, mit Edition Platin einen eigenen Buchverlag aufzubauen. Statt sich von Branchenmeldungen über sinkende Auflagen oder Dominanz von Online-Plattformen abschrecken zu lassen, investieren sie antizyklisch: Sie setzen auf Qualität, klare Zielgruppen und ein schlankes Setup.

„Man braucht heute keinen riesigen Apparat mehr, um einen Buchverlag zu gründen – aber man braucht einen sehr klaren Blick auf Zielgruppen und Inhalte.“

Thomas Köpf

Sascha Ladurner arbeitet im Gespräch heraus, dass Edition Platin bewusst „ohne wahnsinnige Investments“ gestartet ist. Die Gründer nutzen ihre Erfahrung, ihr Netzwerk und eine präzise Positionierung, statt große Budgets in Strukturen zu stecken, die im modernen Buchmarkt kaum noch Wert schaffen.

Sonderverkäufe, Kooperationen und langfristige Autor:innenbeziehungen spielen für den Buchverlag dabei eine größere Rolle als kurzfristige Platzierungen auf Bestsellerlisten. Erfolg wird nicht nur an Verkaufscharts gemessen, sondern daran, ob Bücher ihre Leserschaft erreichen und Autor:innen ihre Ziele damit verwirklichen können.

Was ein wirklich gutes Buch aus Sicht eines Verlags ausmacht

Im nächsten Teil des Gesprächs nimmt Sascha Ladurner die Perspektive der vielen Menschen auf, die „eigentlich schon lange ein Buch schreiben wollen“. Die Frage an Thomas Köpf und Alfred Schierer ist klar: Woran erkennt ein Buchverlag, ob aus einer Idee ein gutes Buch werden kann?

Die beiden Verleger beschreiben ein sehr strukturiertes Vorgehen. Am Anfang steht für Edition Platin immer ein starkes Exposé, keine vage Idee. Entscheidende Kriterien sind:

  • die Frage, ob jemand wirklich schreiben kann – oder ob Textarbeit gemeinsam weiterentwickelt werden muss
  • eine klar definierte Zielgruppe
  • eine nachvollziehbare Absicht des Buches (Problem lösen, Wissen bündeln, unterhalten)
Portrait von Alfred Schierer

Wir winken nichts einfach durch, nur weil die Idee nett ist. Ein gutes Buch entsteht, wenn Idee, Zielgruppe und Sprache zusammenpassen.

Alfred Schierer

Besonders prägnant ist eine Anekdote, die Sascha Ladurner im Gespräch aufgreift: die „drei Fragen“ eines Kabarettisten, die Thomas Köpf und Alfred Schierer bei Manuskripten im Hinterkopf haben. Vereinfacht zusammengefasst:

  • Was heißt das?
  • Wen interessiert das?
  • Wie komme ich dazu, das zu lesen?

Damit wird schnell sichtbar, ob ein Sachbuch, ein Ratgeber oder ein erzählendes Buch wirklich trägt – oder ob eine Idee noch zu unklar ist. Edition Platin versteht sich hier nicht nur als Buchverlag, sondern auch als Partner für Autor:innen, um aus einem guten Ansatz ein starkes Buchprojekt zu machen.

Das Buch als Luxus der Zeit in einer digitalen Welt

Sascha Ladurner lenkt das Gespräch anschließend auf die Rolle des Buches im Alltag. In einer Welt voller Smartphones, Streams und Social Media drängt sich die Frage auf: Welche Rolle hat das gedruckte Buch heute noch? Thomas Köpf und Alfred Schierer sehen das Buch als echtes Luxusprodukt – nicht im finanziellen Sinn, sondern als Luxus der Zeit. Wer ein Buch liest, legt das Handy zur Seite, schenkt einem Text mehrere Stunden konzentrierte Aufmerksamkeit und trifft eine bewusste Entscheidung für genau dieses Thema.

Ein Buch ist heute vor allem ein Luxus der Zeit – wer liest, sagt: Ich widme dir jetzt ein paar Stunden meines Lebens.

Thomas Köpf

Genau deshalb überlegen Leser:innen sehr genau, wofür sie 20 oder 30 Euro ausgeben. Ein Buch muss ein konkretes Problem lösen, Orientierung geben oder gute Unterhaltung bieten. Gleichzeitig beobachten die Verleger eine Gegenbewegung zum Dauerscrollen:

  • junge Menschen, die bewusst im Park oder Café lesen
  • Buchhandlungen, die zu Erlebnisorten werden
  • personalisierte Bücher und limitierte Editionen, die neue Nischen im Buchmarkt öffnen

Edition Platin positioniert sich in diesem Umfeld als Buchverlag, der sorgfältig auswählt, welche Geschichten und Themen in genau dieses Zeitfenster passen.

Ein Buch als Visitenkarte für Expert:innen und Marken

Einen großen Raum im Gespräch widmet Sascha Ladurner der Frage, warum gerade Ärzt:innen, Unternehmer:innen oder Expert:innen ein Buchprojekt ins Auge fassen.

Für viele dieser Menschen ist ein Buch weit mehr als ein Produkt im Regal: Es ist eine Visitenkarte, ein Türöffner und ein Baustein für die eigene Positionierung. Thomas Köpf und Alfred Schierer erzählen, wie Edition Platin Autor:innen von der ersten Idee über das Manuskript bis hin zu Marketing, Lesungen und Medienarbeit begleitet. Ein zentrales Motiv: Wer ein Buch schreibt, bündelt sein Wissen – und macht es für eine klar definierte Zielgruppe zugänglich. Der Buchverlag achtet sehr darauf, dass Inhalt, Auftritt und Zielgruppe der Autor:innen zusammenpassen.

Das gefährlichste Buch ist das, das ‚für alle‘ sein soll. Erfolgreich werden die Bücher, bei denen Autor:innen genau wissen, für wen sie schreiben und welchen Nutzen sie bieten.

Alfred Schierer

Sascha Ladurner arbeitet im Gespräch heraus, dass ein Buchprojekt auch ein Realitätscheck ist: Nicht jedes Thema trägt 250 Seiten, nicht jedes Profil braucht ein eigenes Buch. Doch wenn Idee, Zielgruppe und Positionierung zueinander passen, kann ein Buch eine extrem starke Visitenkarte sein – im Praxisalltag, bei Vorträgen oder in der Medienarbeit.

Unternehmertum im Buchverlag – Mut, Fokus und ein langer Atem

Zum Abschluss spricht Sascha Ladurner mit Thomas Köpf und Alfred Schierer darüber, was ihre Geschichte über Unternehmertum im Buchmarkt erzählt.

Edition Platin zeigt, dass ein Buchverlag im 21. Jahrhundert durchaus funktionieren kann – vorausgesetzt, man versteht den Buchmarkt, fokussiert sich klar und kalkuliert realistisch. Antizyklisches Investieren, Kooperationen, Sonderverkäufe und eine enge Arbeit mit Autor:innen ersetzen dabei das klassische Bild eines schwerfälligen Verlagsapparates.

Der Mut, trotz schwieriger Rahmenbedingungen einen neuen Buchverlag zu gründen, ist für beide weniger romantischer Heroismus als eine kalkulierte Entscheidung: Es gibt nach wie vor Leser:innen, die bereit sind, Geld und Zeit in gute Bücher zu investieren. Und es gibt viele Menschen, deren Wissen und Geschichten in Buchform eine starke Wirkung entfalten können – wenn ein Verlag mit Expertise und klarer Linie dahintersteht.

Das ganze Gespräch können Sie auch gleich hier nachhören:

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Der Song zum Podcast ist „Words (don’t come easy)“ von F. R. David.

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Der Podcast wird produziert von der Agentur Quickdraw Podcasts

Diese Podcastserie entsteht mit Unterstützung des ÖGV – Österreichischer Gewerbeverein

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