6.12. – Claudia Arthur-Flatz

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Resilienz zwischen Diplomatie und Unternehmertum – Claudia Arthur-Flatz im Gespräch mit Sascha Ladurner

Europa in der Krise, Unternehmen im Stress, Technologien im Umbruch – und mittendrin die Frage: Wie bleiben Gesellschaft und Wirtschaft handlungsfähig? Showhost Sascha Ladurner spricht darüber mit Claudia Arthur-Flatz, ehemalige UNO-Diplomatin und heute Unternehmerin und Beraterin mit Fokus auf Resilienz, Europa und neue Technologien wie künstliche Intelligenz.

Wer alle Details, Beispiele und persönliche Geschichten aus erster Hand hören möchte, kann die komplette Podcastfolge mit Sascha Ladurner und Claudia Arthur-Flatz direkt im Anschluss im Player anhören.

Vom Außenministerium in Wien zur UNO in New York und in die Selbstständigkeit

Sascha Ladurner zeichnet zu Beginn des Gesprächs eine beeindruckende Laufbahn nach: Claudia Arthur-Flatz startete im österreichischen Außenministerium, wechselte dann zu den Vereinten Nationen nach New York, arbeitete in der Abrüstungsabteilung – zunächst für konventionelle Waffen, später für Massenvernichtungswaffen – und war auch als Political Affairs Officer mit Blick auf Nordkorea tätig. Zwischendurch war sie globale Konzernsprecherin bei Novartis in Basel und später wieder bei der UNO, unter anderem im Peacekeeping.

Sie erzählt, wie prägend Ereignisse wie der 11. September 2001 waren, den sie aus dem 31. Stock ihres Büros in New York erlebt hat.

Ich habe 9/11 in New York aus dem 31. Stock meines Büros erlebt. Das war ein sehr prägendes, schockierendes Moment.“

Gleichzeitig war ihr Berufsleben von einer enormen Arbeitsbelastung geprägt: zwei Söhne, kaum Mutterschutz, rasche Rückkehr in den Vollzeitjob, ständiges Reisen, schwierige Verhandlungen – und der permanente Druck, in hochpolitischen Umfeldern zu bestehen.

Nach mehr als zwei Jahrzehnten in internationalen Organisationen und Konzernen hat sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Heute berät sie Unternehmen, baut Kooperationen im Bereich künstliche Intelligenz im Asset Management auf und arbeitet an Themen wie Resilienz, Strategie und Neupositionierung.

Resilienz in Europa – ein altes „Wir“ trifft auf neue Realitäten

Sascha Ladurner lenkt das Gespräch früh auf Europa: Migration, erstarkende rechtspopulistische Parteien, eine unberechenbare Weltlage, Kriege an der Peripherie Europas – und die Frage, wie resilient die europäische Gesellschaft und ihre Demokratie noch sind.

Claudia Arthur-Flatz greift dazu den französischen Soziologen Pierre Bourdieu auf. Dessen Analyse, dass es in Gesellschaften immer darum geht, das „alte Wir“ vor einem „neuen Wir“ zu schützen, beschreibt für sie sehr treffend, was seit der großen Migrationswelle in Europa passiert.

Da zitiere ich gerne Pierre Bourdieu: Es geht in Gesellschaften immer darum, das alte Wir vor einem neuen Wir zu schützen.“

Sie beobachtet, dass viele Menschen verstärkt zu vertrauten kulturellen Formen zurückkehren – von Tracht über regionale Traditionen bis hin zu einem stärkeren Fokus auf nationale Identität. Dieser Reflex ist für sie nicht per se negativ, kann aber im Konflikt mit neuen Kulturen stehen, die durch Migration nach Europa kommen.

Gleichzeitig betont sie, dass der EU-Beitritt Österreichs ein massiver Wohlstandsbringer war. Die Öffnung der Märkte, Freizügigkeit, gemeinsame Regeln – all das habe Unternehmen und Bürgerinnen in Österreich wirtschaftlich klar nach vorne gebracht. Die Skepsis gegenüber Europa erklärt sie vor allem mit der angespannten wirtschaftlichen Lage und dem Druck im Mittelstand.

Unternehmen zwischen Krisenmodus und Chancen – warum Nichtstun keine Option ist

Im weiteren Gespräch fragt Sascha Ladurner, wie Unternehmen die Lage wahrnehmen: Überwiegt Pessimismus oder gibt es den sprichwörtlichen „Münchhausen-Moment“, in dem man sich selbst aus dem Sumpf ziehen muss?

Claudia Arthur-Flatz beschreibt ihren Blick aus der Unternehmensberatung: Viele Betriebe stehen unter Druck, Aufträge brechen weg, Investitionen werden verschoben. Gleichzeitig entstehen neue Märkte – etwa im Bereich künstliche Intelligenz – und damit Chancen für Unternehmen, sich neu zu positionieren.

Ich persönlich bin eine Freundin von Anfangen, Ärmel hochkrempeln und sich durcharbeiten, herausarbeiten.“

Sie rät Unternehmerinnen und Unternehmern, sich nicht einreden zu lassen, dass Innovation nur mit großen Budgets möglich sei. Gerade in schwierigen Phasen könne man klein starten, sich Wissen über Research holen und prüfen, wo das eigene Geschäftsmodell mit neuen Wachstumsmärkten – etwa künstlicher Intelligenz – verknüpft werden kann.

Dabei verkennt sie die Realität nicht: Viele Unternehmen können sich aktuell keine großen Beratungsprojekte leisten. Umso wichtiger sei es, im Kleinen zu experimentieren, Know-how schrittweise aufzubauen und intern Resilienz zu stärken – personell, finanziell und strategisch. Themen wie „Resilienz in Europa“, „Demokratie und Migration in Europa“ oder „künstliche Intelligenz im Asset Management“ werden für sie damit ganz unmittelbar zu Fragen der Unternehmenspraxis.

Resilienz als Mindset – warum der Weg einem Berg entspricht

Sascha Ladurner hakt nach, wie Resilienz im Alltag aussieht – sowohl persönlich als auch unternehmerisch. Claudia Arthur-Flatz nutzt dafür ein Bild, das vielen vertraut ist: eine Bergwanderung.

Der Aufstieg beginnt oft bei schönem Wetter, die Stimmung ist gut, der Weg scheint klar. Doch unterwegs kann sich vieles ändern: das Wetter kippt, andere Wandernde überholen, man selbst kommt ins Schnaufen. Am Ende steht – trotz Anstrengung – das Gefühl, etwas geschafft zu haben.

Man muss einfach konstant dranbleiben.“

Für sie bedeutet Resilienz im Unternehmertum genau das: nicht stehen bleiben, auch dann nicht, wenn Rahmenbedingungen sich verschlechtern, wenn andere scheinbar schneller sind oder wenn Gewitterwolken aufziehen.

Dieses Mindset hat sie selbst geprägt – in politischen Krisengebieten, in internationalen Organisationen und heute in der Selbstständigkeit. Resilienz ist für sie weniger ein Schlagwort als eine Haltung, die Organisationen wie Menschen durch unsichere Zeiten trägt.

Aus der UNO in die Selbstständigkeit – ein Rückzug oder eine bewusste Entscheidung?

Zum Schluss nimmt Sascha Ladurner die persönliche Lebensentscheidung von Claudia Arthur-Flatz in den Blick: den Schritt weg von einer sicheren, angesehenen Position bei den Vereinten Nationen hin zur Selbstständigkeit als Unternehmerin und Beraterin.

Von außen wirkt ein UNO-Leben oft glamourös: internationale Schaltstellen, wichtige Verhandlungen, Empfänge, Reisen, ein sicherer Rahmen. Claudia Arthur-Flatz zeichnet ein differenzierteres Bild: Hohe Verantwortung, wenig Schutz, kaum Raum für Familie, permanenter Druck.

Die Entscheidung, in die Selbstständigkeit zu gehen, war für sie kein Fluchtreflex, sondern eine Konsequenz: Sie wollte ihre Erfahrung aus Diplomatie, Europa-Politik und Wirtschaft in einem eigenen Setting einsetzen, näher an Unternehmen, näher an konkreter Umsetzung.

Im Gespräch wird deutlich: Sie bereut den Schritt nicht. Im Gegenteil – sie sieht sich als positives Beispiel für Menschen, die den Mut haben, eine etablierte Karriere zu verlassen, um etwas Eigenes aufzubauen.

Was sich in Europa ändern müsste – weniger Stillstand, mehr Gestaltung

Auf die Frage, was sie ändern würde, wenn sie in Österreich oder Europa „die Macht“ hätte, antwortet Claudia Arthur-Flatz aus Unternehmersicht:

  • weniger lähmende Bürokratie
  • mehr Planbarkeit für Unternehmen
  • ein Klima, das Innovation und Unternehmertum aktiv unterstützt
  • stärkeres Bewusstsein dafür, wie wichtig Europa als Rahmen für Wohlstand, Stabilität und Demokratie ist

Gerade viele mittelständische Unternehmen, so ihre Wahrnehmung, kämpfen tagtäglich mit komplexen Vorgaben, langsamen Verfahren und Unsicherheit. Hier wünscht sie sich eine Politik, die nicht nur verwaltet, sondern gestaltet – im Sinne von wirtschaftlicher Resilienz, technologischer Offenheit und einem selbstbewussten Europa.

Das ganze Gespräch können Sie auch gleich hier nachhören:

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Der Song zum Podcast ist „Junge Römer“ von Falco.

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Der Podcast wird produziert von der Agentur Quickdraw Podcasts

Diese Podcastserie entsteht mit Unterstützung des ÖGV – Österreichischer Gewerbeverein

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